RESONANZ - EINE SOZIOLOGIE DER WELTBEZIEHUNG
von Hartmut Rosa, 2016
Rosa entwickelt eine Soziologie der Weltbeziehung um die Frage danach zu klären, was ein Leben zu einem gelungenen Leben macht. Die Resonanztheorie ist die Antwort.
HARTMUT ROSA
Hartmut Rosa ist Professor für Soziologie an der Uni Jena sowie Direktor des Max Weber-Weber-Kollegs der Universität Erfurt. Rosa befasst sich mit den Themenfeldern Zeitdiagnose und Moderneanalyse, Normative und empirische Grundlagen der Gesellschaftskritik, Subjekt- und Identitätstheorien, Zeitsoziologie und Beschleunigungstheorie sowie aktuell mit der Soziologie der Weltbeziehung.
INHALT DES BUCHES
Rosa beginnt mit einer Einführung in die Kritische Theorie:
Die moderne konkurrenzkapitalistische Weltgesellschaft steht unter der Doktrin die Welt in unsere Reichweite zu bringen, sie verfügbar zu machen, technische Kontrolle über sie zu erlangen und einen weiteren augenscheinlichen Vorteil durch sie zu generieren.
Uns dauerhaft beschleunigend haben wir einen Kurs ohne Ziel eingenommen und bestreiten ein sinnloses Rennen, welches wir nur verlieren können.
Die moderne Gesellschaft und der moderne Mensch kann sich nur am Leben erhalten weil wir uns immer weiter zu steigern versuchen. Von Jahr zu Jahr muss alles besser werden, Profit muss generiert werden, wir müssen gesünder, attraktiver und fitter werden.
Dieser Imperativ der Beschleunigung ist auf jeder Ebene mit Eskalationstendenzen verbunden. Die Zerstörung der Umwelt, die steigende Zahl an Burnout-Fällen, die Intensivierung der globalen Ungerechtigkeit.
Wir werden niemals am Ziel ankommen, weil es keines gibt und auf dem Weg werden wir uns selbst auslöschen.
Rosas Ausweg aus diesem sinnlosen Rennen ist die Resonanz. Resonanz beschreibt das, was man verspürt wenn die Welt blüht, wenn es sich anfühlt als würde sie uns mit offenen Armen aufnehmen. Sie beschreibt das Verliebt sein, die Gänsehaut beim Hören unserer Lieblingsmusik, das Gefühl in ein anregendes Gespräch verwickelt zu sein, und das Feuer in den Augen, wenn wir Hoffnung haben.
„Das Leben gelingt nicht dann, wenn wir reich an Ressourcen und Optionen sind, sondern wenn wir es lieben“, so Rosa.
Resonanz ist die Sehnsucht nach einer Welt, die antwortet. Jede/r von uns ist auf diese Antwort angewiesen, weil wir Beziehungsmenschen sind. Bei Einlösung dieser Sehnsucht, beispielsweise wenn jemand in einem bestimmten Bereich aufgeht, wenn sein/ihr Draht zur Welt glüht und vibriert, führt dieser/diese ein gelungenes Leben.
Resonanz ist individuell, und nicht in einem Beispiel oder einem Absatz zu erklären. Jeder von uns findet resonante Erlebnisse in den unterschiedlichsten Situationen. Rosa gibt mit dem Konzept der Resonanz einen wissenschaftlichen Rahmen für alle diese Erfahrungen, welche uns tief berühren und welche unser Leben zu einem gelungenen machen.
PERSÖNLICHE STELLUNGNAHME
von Joshua Lange
Nach 800 Seiten festzustellen, dass der Begriff der Resonanz niemals dem gerecht wird, was Rosa in seinem Buch beschreibt, wirkt zuerst enttäuschend, bis man versteht, das die Resonanztheorie gerade durch ihre Ungreifbarkeit begreifbar wird.
Essen, Lieben, Lernen, Schlafen, alles aus dem dein Leben besteht wird auf seinen Resonanztheoretischen Hintergrund untersucht. Was dazu führt, dass ich mir bei jedem Gespräch die Frage stelle, inwiefern die Unterhaltung gerade eine resonante ist.
Rosas Soziologie der Weltbeziehung verändert die Art wie ich mich durch die Welt bewege. Eine Anleitung für ein gelungenes Leben ist sie aber nicht, sondern vielmehr ein Leitfaden für die Suche danach.
Natürlich erliegt die Theorie aufgrund ihres umfassenden Erklärungsanspruches Risiken, zu viel wird in einem begrifflichen Rahmen eingeordnet. Die Welt aber wäre höchst wahrscheinlich ein besserer Ort, hätte jeder dieses Buch gelesen.